1. SONNTAG im Advent

29. November 2015

 

Evangelium nach Lukas (21,25-28. 34-36)

 

Untergangsstimmung? Es klingt alles so düster. Will Jesus uns Angst machen? Das tut er doch sonst nie! Das wäre im Widerspruch zu vielen anderen Worten von ihm. Er will uns nicht Angst machen, sondern aufrütteln: Liebe Freunde wacht auf! Besinnt euch eurer wirklichen Lebenslage. Schätzt euer Leben und euch selbst richtig ein!

Und tatsächlich: Leben wir nicht so, als gäbe es kein Ende? Richten wir uns nicht in dieser Welt so ein, als wäre sie unser einziges Zuhause, als wäre dieses Leben alles, was wir haben? Als wären die Freuden und Sorgen dieser Welt das Einzige, was zählen? Alles in dieser Welt, die Welt selbst ist vergänglich! Auch wir selbst. Das dürfen wir nicht verdrängen. „Mach uns unruhig, Herr, wenn wir allzu selbstzufrieden sind; wenn unsere Träume sich erfüllt haben, weil sie allzu klein und eng und beschränkt waren.“

Konsum und Rausch, Lauheit und Gleichgültigkeit können uns überwältigen. Die Alltagssorgen begrenzen uns auf einen engen Horizont, wir wiegen uns in Sicherheit, alles sei in Ordnung. Da können wir nur mehr kleinkariert denken. Wir richten uns ein auf eine Gesellschaft ohne Gott. Aber diese Welt ist vergänglich, brüchig, kann zerstört werden.

Man kann den Eindruck gewinnen, dass uns Christen die Würze abhanden gekommen ist und wir oftmals nur noch schal, fad, wirkungs- und geschmacklos vor uns hin leben. „Werdet wach! Seid wachsam!“ ruft Jesus uns zu. „Mach uns unruhig, Herr, wenn wir über die Fülle der Dinge, die wir besitzen, den Durst nach den Wassern des Lebens verloren haben, wenn wir aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen!“

Einerseits fordert Jesus uns heraus, die realistische Möglichkeit des Untergangs der Welt ins Auge zu fassen. Andererseits will er aber dennoch Hoffnung vermitteln.

Und das ist dann auch die Botschaft dieser Adventzeit: Gott ist unterwegs zu uns. Gott hat sich in Jesus schon längst auf den Weg zu uns gemacht. Er führt uns in neue Möglichkeiten. Wenn du nicht weiterkommst und im Sumpf steckst, wenn nichts mehr geht, dann lass dir gesagt sein: Du brauchst nicht aufzugeben. Gott kommt dir entgegen. Du brauchst nicht verzweifelt zu sein, dich nicht verloren und hilflos zu fühlen. In Jesus hat Gott sich zu erkennen gegeben als ein liebender Schöpfer, der die Seinen nicht im Stich lässt. Gott hat uns in Jesus ein rettendes Zeichen gegeben. Er will uns retten, erlösen aus unserer Verlorenheit, Hilflosigkeit, Ratlosigkeit. Deswegen ruft Jesus: „Erhebt eure Häupter!“ Kopf hoch! Aber das geht nur, wenn wir die Beziehung zu Gott, zu Jesus pflegen und mit ihm im Gespräch bleiben! Das ist die Wachsamkeit und Achtsamkeit, zu der Jesus uns auffordert.

Die nun beginnende Adventszeit lädt uns ein, unser Leben einmal wieder genau in den Blick zu nehmen. "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt!" Also schaue ich wieder einmal hin: Lebe ich eigentlich oder werde ich gelebt? Ich suche erneut und vertieft die Beziehung zu Gott, zu Jesus, denn er ist meine Hoffnung in dieser vergänglichen Welt. Advent ist dieses Innehalten und sich wieder neu orientieren: Aufwachen aus dem Schlaf der Sicherheit und wieder bewusst im Glauben an Gott und an Jesus leben.

Deswegen ein adventlicher Wunsch:

Gott gebe dir auf dunklen Wegen Lichtzeichen, damit du nicht in die Irre gehst. Gott gebe dir auf verschlungenen Wegen Mut, ins Ungewisse weiterzugehen. Gott gebe dir die Gewissheit, dass dein Leben kein Holzweg ist, sondern Sinn macht und ins Licht führt.

Einer ist da, dem man sich anvertrauen kann. Das ist wie eine Erlösung. Gehen wir auf ihn zu: bewusst, vermehrt, intensiver. Das ist der Sinn dieser Adventzeit. Dazu ruft Jesus uns auf.

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